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Falckstr. 16, Kiel

Städtebaulicher Kontext:

Wir haben das neue Gebäude dicht an der Vorlage des wilhelminischen Bestandgebäudes entwickelt: das Haus in der überkommenen Typologie mit geneigtem Dach ist als identitätsstiftender städtebaulicher und architektonischer Baustein an dieser Stelle unverzichtbar. Die städtebauliche Kontur des südlich anschließenden Gebäudeensembles (Falckstr. 14ff) mit dem Versatz des Hauses Nr.14 bleibt unseres Erachtens nur dann verständlich, wenn die Kontur und Materialität des neuen Hauses weitgehend der des inzwischen abgebrochenen Hauses entspricht. Das Dach ist in den städtebaulich prägenden Ansichtsflächen (West- und Nordfassade) analog zum Vorbild ausgebildet. Entsprechend der neuen Vorgaben zur möglichen Höhenentwicklung und zum Anschluss an die Nachbargebäude gibt es nun keinen First parallel zur Nordfassade. Hinter dem First verbirgt sich im Anschluss zu den neu geplanten Häusern der PAF (nach Osten) eine Dachterrasse und ein Dachoberlicht.

Funktionale Zuordnung und Innenraumgestaltung
Die Grundrisse haben wir so entwickelt, dass verschiedenen Nutzungen und dementsprechend unterschiedliche Aufteilungen jetzt und in Zukunft möglich sind. Als festen Kern gibt es nur das Treppenhaus mit Aufzug (als Durchlader), über das barrierefrei sowohl sämtliche Ebenen des Neubaus, als auch die des Nachbarhauses Falckstraße 14 erschlossen werden. Ansonsten sind die Obergeschossebenen dank des statischen Systems von tragenden Außenwänden und nur zwei tragenden Stützen mit darüber liegenden Unterzügen (vgl. Längsschnitt) frei einteilbar; der Installationsschacht an der östlichen Rückwand erlaubt den Anschluss von Bädern/ WCs.
Neben der gewünschten Nutzung für das Erdgeschoss mit dem 1. OG für ein Werkstatt- Café, sind verschiedene Optionen als Grundrissbeispiele dargestellt:
EG: Das Werkstatt-Café hat zwei Eingänge: von der Falckstraße werden Werkstatt und Laden auf dem unteren EG- Niveau (+2.00m üNN) erschlossen, vom nördlichen Vorplatz das Café (+3.45m üNN). Beide Ebenen sind über eine interne Treppe verbunden. Im Hintergrund befindet sich eine Vorbereitungsküche mit Lager.
Im 1. OG befinden sich auf einer Galerieebene, die den Blick frei gibt über den Kleinen Kiel, weitere Sitzplätze des Cafés, sowie optional ein Büroraum. Das 1.OG kann bei Bedarf aber auch getrennt z.B. als Büro oder Praxis vermietet werden; dazu soll der Luftraum durch Einziehen einer Decke geschlossen werden; die freie Einteilbarkeit entspricht dann der der Wohnungen.
Die Wohnungen im 2. OG und 3. OG sind im Prinzip identisch, die dargestellten Grundrissvarianten zeigen die Möglichkeiten der Aufteilung. Der zentrale „Dielenraum“ mit dem nach Westen orientierten Erker kann als multifunktionaler Raum mit oder ohne faltbarer Glaswand-Abtrennung genutzt werden, oder als Küche mit Essplatz. Wir schlagen hierfür einen steinernen Fußboden vor, sodass beim Öffnen der hohen Fenster diese Zone wie eine Loggia genutzt werden kann.
Die Wohnung im 4.OG (Dachgeschoss) ist aufgrund der Dachschrägen kleiner, sie kann bei Bedarf mit der Wohnung des 3.OG über eine interne Treppe zu einer großen Wohnung von 169 m² gekoppelt werden. Ihre Besonderheit ist die eigene Dachterrasse, die den ganzen Tag über Sonne und Rundumblick hat. Ein Dachoberlicht versorgt die Räume darunter großzügig mit Tageslicht.

Architektur und Fassaden
Aufgrund der Gesamtproportionen halten wir es für richtig, das zusätzliche Geschoss nicht in Form eines zweigeschossigen Sockels auszubilden, sondern als zusätzliches Obergeschoss zu zeigen. Die sich hieraus ergebenden Verhältnisse entsprechen durchaus denen der gründerzeitlichen Architektur.
In Analogie zum ursprünglichen Bestandsgebäude werden die Fassaden in geschossweisen Zonen gegliedert: das Erdgeschoss als Sockelgeschoss,
das erste Obergeschoss als Beletage , es folgen die weiteren Obergeschosse. Wie beim historischen Vorbild stehen die Fenster mit ihren schlanken, hohen Formaten auf durchlaufenden Stockwerksgesimsen auf.
Die verschiedenen Gestaltungsthemen der Fassade haben wir analysiert und interpretierend bzw. in abstrakter Form (ohne historische Profilierung und dergl.) wieder aufgegriffen:
Im EG: Gliederung als putzgebändertes Sockelgeschoss, Gesims als Sohlbankgesims der Schaufenster, kräftigeres abschließendes Stockwerksgesims. Die Schaufenster werden unterhalb der Ebene +3.45m üNN als „Schaukästen“ bzw. Vitrinen ausgebildet. Ein gebogenes Schaufenster bildet den Übergang zum seitlich liegenden Hauseingang.
Im 1.OG: das Thema der „durchbrochenen“ Brüstung (Balluster bzw. Stuckrosetten des historischen Hauses) taucht in neuer Form wieder auf, sowie die von den Fenstern durchbrochenen Gurtgesimse in Form von kräftigen Putzbändern zwischen den Ziegelflächen. Die geputzten Fenstergewände der Beletage haben wir aufgegriffen, während wir die giebelförmigen Verdachungen in Form von ebenfalls kräftigen Gewänden mit verspringenden Sturzbalken ganz abstrakt anklingen lassen.
Die beiden folgenden Obergeschosse (2.und 3.OG) sind, wie beim Vorgängerbau, etwas bescheidener ausgebildet: das prägende Merkmal sind hier die feineren Gesimsbänder (auf Kämpferhöhe), die mit dem neuen Motiv der feinen Fenstergewände korrespondieren.
Sämtliche Gesimsbänder und die Fenstergewände der Obergeschosse sollen in hellem Naturstein ausgebildet werden; die Farbgestaltung des geputzten Sockelgeschosses korrespondiert in hellen Sandfarben hiermit. Als Ziegel ist ein warm- hellroter Ziegel vorgesehen; vielleicht kann hier ein Abbruchziegel in der gewünschten Farbe gefunden werden. Das Dach wird mit dunkel engobierten Tondachpfannen gedeckt werden; die als klare Kuben aus dem Dach hervortretenden Gauben sind in dunkel vorbewittertem Zinkblech geplant. Die oberhalb des Erkers in der Dachfläche liegende „Atelierverglasung“ der Dachgeschosswohnung soll als Schiebefenster ausgeführt werden.

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