
Wettbewerb - Neubau eines "stilwerk-Hotels" in Lübeck Travemünde-3.Preis
Städtebau und Typologie
Das Grundstück für das stilwerk- Hotel befindet sich an der Schnittstelle zwischen dem gewachsenen Fischerdorf Travemünde und dem im 19. Jahrhundert sich entwickelnden Kurort. Die geschlossene straßenbegleitende Bebauung entlang Vorderreihe und Kurgartenstraße mit schmalen Parzellen endet „Am Lotsenberg“. Der damals neue Kurort Travemünde knüpft mit anderen städtebaulichen Strukturen und Maßstäben an: Straßen und Wege sind als Alleen ausgebildet, die Parkanlage am Calvarienberg als Grünraum mit Nah- und Fernwirkung prägt den Ort nachhaltig. Die Bebauung ist hier auf breiten Parzellen locker am Rand des Parks angeordnet, nicht mehr straßenbegleitend. Das neue Hotel muss diesen Aspekten Rechnung tragen: Endpunkt sein für die Kurgartenstraße, Gebäude im Ensemble der vorhandenen Häuser am Fuß des Lotsenbergs, und eine angemessene Belebung des Ortes, auch der Parkallee bewirken.
Wir stellen den Neubau des Hotels bewusst als Endpunkt in die Achse der Kurgartenstraße und gestalten die Kopffassade entsprechend. Der Baukörper setzt sich aus zwei sich verschränkenden Volumina zusammen, die zusammen mit ihren flach geneigten Walmdächern am Typus Villa orientieren. Der Versatz beider Gebäudeteile bewirkt eine Gliederung der Baumasse, bildet zugleich auch ein wesentliches Element der inneren Struktur nach außen ab: quer zur Haupterschließung in Längsachse läuft hier eine zweite Erschließungsachse in die Mitte des Gebäudes, die mit gemeinschaftlichen Bereichen in allen Geschossen ausformuliert ist. In den Fassaden klingt in diesem Versatz der in Travemünde weit verbreitete Typus „Veranda“/ Wintergarten an. Ein weiterer typologischer Anknüpfungspunkt an die Nachbarschaft ist das in Struktur und Material sich absetzende oberste Geschoss: es ist kein Staffelgeschoss, sondern knüpft an das Motiv eines hohen Frieses an, welches bei dem schönen Eckhaus Lotsenberg- Vorderreihe zu finden ist. Die weit auskragenden Dächer werden von diesem Fries formal unterstützt und „gehalten“.
Architektur und Raumprogramm
Der Gast betritt das Hotel vor Kopf an der Kurgartenstraße und befindet sich hinter dem Windfang gleich in der großen „Wohnküche“, deren Tresen bzw. Küchenblock als Mittelpunkt gut erkennbar ist und die gewünschten Funktionen (Rezeption, Buffet/ Getränke) bereithält. Dieser Bereich ist großzügig zur Parkallee befenstert, ergänzt um eine zur Allee vorgelagerte Terrasse. Im Zentrum des Hauses schließt sich das Esszimmer an, das mit der Parkallee über eine Veranda verknüpft ist. Zum Park hin liegt das ruhigere, zwei Stufen tiefer liegende Wohnzimmer; beide verbindet der gemeinsame große Kaminblock, dessen Atmosphäre diesen zentralen Bereich des Hauses prägen wird. Oberhalb des Wohnraums ist in einer Zwischenebene das Spielzimmer angeordnet. Im Nordosten schließen sich Seminar- bzw. Konferenzräume an. Sie sind über mobile Wände zu verschiedenen Konstellationen und Größen verknüpfbar. Im Nordwesten befinden sich die als Maisonettes geplanten Loft- Zimmer mit eigener Terrasse und Zugang zum Garten. Über der einspurigen Rampe, die seitlich in die Tiefgarage führt, sind die WCs des öffentlichen Bereichs und weitere Nebenräume (Küche, Nebeneingang Personal/ Anlieferung) angeordnet.
Die Vertikalerschließung des Hauses erfolgt über zwei Aufzüge und zwei Treppenhäuser, die den Flurzonen als plastische Körper einbeschrieben sind. Der Versatz der Gebäudeteile und die Gruppierung der Zimmer um die aufgeweiteten Flure hilft das Gefühl langer schmaler Flure zu vermeiden: hier ergeben sich auch weitere Aufenthalts- und Präsentationszonen, die individuell gestaltet werden können und den Zimmerbereichen ein eigenes Gesicht verleihen. Für die Kopfsituationen haben wir zwei Vorschläge gezeichnet, die weiter variiert werden können: im Nordosten ein kleines, ruhiges Arbeitszimmer als abgeschlossener Raum. Im Süden die Verknüpfung von vier Zimmern zu einer Gruppe mit gemeinsamer Teeküche, Essbereich und Balkon vor Kopf. Eine solche Verknüpfung könnte auch für zwei Zimmer zu einer „Family- Suite“ erfolgen. Außerdem gibt es neben den Aufzügen in allen Geschossen Loft- Zimmer (ggf. Suiten), sowie verschiedene Möglichkeiten der Kopplung.
In der Mitte des Hauses sind in allen Geschossen Richtung Parkallee gemeinschaftliche Nutzungen vorgesehen: Fitnessraum im 1.OG, ein kleiner Saunabereich im 2.OG, jeweils mit eigener Loggia. Die Bar mit vorgelagerter Terrasse mit Blick zur Trave im 3.OG könnte den gesamten Zwischenbereich einnehmen (so dargestellt). Alternativ kann sie auch auf den Bereich Richtung Südosten/ Trave beschränkt werden; zum Park entstehen dann weitere 3 Zimmer, so dass insges. 80 Einheiten realisiert werden. Das UG beherbergt eine Tiefgarage mit 37 Stellplätzen; sie ist über eine einspurige Rampe erschlossen, die auch von Anlieferfahrzeugen genutzt werden kann. Am Fuße der Rampe befindet sich der Ver- und Entsorgungsbereich des Hotels, sowie im weiteren Untergeschoss Lager- Personal- und Technikräume. Der flache Dachraum kann für Technik (Lüftung, Kühlung) genutzt werden.
Konstruktion und Materialien
Das Haus wird in UG und EG als Skelettkonstruktion, in den Obergeschossen in Schottenbauweise (ggf. aus Fertigelementen) konstruiert. Die Decken der Obergeschosse werden aus Stahlbetonelementen vorgefertigt. Die aus hochdämmenden Porotonsteinen gemauerten Fassaden erhalten einen mineralischen, durchgefärbten Putz, während die Stützen der Loggien und die seitlichen Leibungssteine der französischen Fenster in den Obergeschossen aus hellem Muschelkalk bestehen. Fenster und Dachuntersicht in Holz ergänzen das Bild der verwendeten natürlichen bzw. mineralischen Materialien. Die flach geneigten Walmdächer werden zimmermannsmäßig in Holz konstruiert und mit Flachziegeln gedeckt. Die Innenräume werden ebenfalls von natürlichen Materialien (Holz, Naturstein, Putz) geprägt.
Landschaftsarchitektur
Am südlichen Zugang des Parks am Kalvarienberg gelegen, bietet das neue stilwerk Hotel die Möglichkeit, historisch gewachsene Bäderarchitektur, die Idylle des Fischerdorfes Travemünde und die Uferpromenade der Trave zu erleben. Die Freiraumgestaltung orientiert sich an der klaren Architektursprache des Stilwerk Hotels. Lineare Heckenelemente gliedern den Freiraum als Grundidee. An der Ostseite, zur geschützten Lindenallee, schafft eine lineare Heckenstruktur einen geschützten Terrassenbereich für die Gäste. Eine großzügige Stauden- und Gräserpflanzung vermittelt zwischen Öffentlichkeit und Privatheit, schafft jahreszeitliche Atmosphäre.
Am Haupteingang bietet ein hochwertiger, großformatiger Belagsteppich einen angemessenen Auftakt für die Gäste. Hochwertige Pflanzgefäße ergänzen das Entree. Neben dem Haupteingang befinden sich 2 PKW Stellplätze für Kurzhalt und Fahrradabstellmöglichkeiten. Ein heller und moderner Belagsteppich rahmt den gesamten Baukörper und schafft einen plastischen Sockel in den Terrassenbereichen.
Im westlichen Gartenbereich vermitteln Heckenelemente, Stauden- und Gräserpflanzungen zwischen privatem Hotelbereich und öffentlichen Parkbereich. Malerische Parkbäume und behutsam ergänzte Gehölze (Ersatz) schaffen einen Hotelgarten mit parkähnlicher Charakteristik mit hoher Aufenthaltsqualität. Ein linearer Himmelsspiegel, Tisch oder Bank, vereint Licht, Himmel, Grün, Wasser und Reflexion und erlaubt neue Perspektiven. Linsenförmige Unterpflanzungen im Bereich der Bestandsgehölze ordnen den Freiraum und überspielen die Grenze zum öffentlichen Parkraum.