
Wettbewerb - Neubau eines Besucherzentrums auf Schloss Clemenswerth (Sögel)
Typologie
Die einmalige Jagdschlossanlage Clemenswerth ist ein besonders bemerkenswertes Zeugnis des barocken Bauverständnisses seines Bauherrn und seines Architekten: Die Gesamtanlage mit ihren weit in die Landschaft greifenden Alleen, in deren Zentrum das Schloss steht, mit den acht, das Schoss umgebenden Pavillons, sind Ausdruck eines absoluten Macht- und Herrschaftsanspruchs, der -wegen des Themas „Jagd“)- insbesondere auch die Natur einschließt, sie formt und ordnet.
Die Typologie des Besucherzentrums sollte sich daher einreihen in das beschriebene Gesamtbild. Wir haben einen Gebäudetypus gewählt, der das „Dienende“ zum Ausdruck bringt: ein eingeschossiges, scheunenartiges Gebäude mit Satteldach, das parallel zur Allee 3 angeordnet ist. Die parallele Stellung entspricht der des „dienenden“ Marstallgebäudes. Es knüpft auch an die Typologie der Stall- und Hofgebäude an, die sich zahlreich außerhalb der Ortschaften auch in der Umgebung des Schlosses finden.
Raumprogramm und Architektur
Sämtliche Räume sind erdgeschossig angeordnet und daher auf einfache Weise barrierefrei erschlossen. Der „zentrale Bereich“ bildet das Herz der Anlage: vom Parkplatz kommend gelangen die Besucher in das Foyer, dessen Türen bei gutem Wetter auf beiden Seiten offen stehen können: Sie symbolisieren die „Durchlässigkeit“ des Gebäudes an dieser Stelle, und zeigen eindeutig die Wegeführung sowohl für die ankommenden Besucher, als auch für diejenigen, die das Schlossareal nach erfolgtem Besuch wieder verlassen.
Anschließend an das Foyer finden die Besucher auf der einen Seite Shop und Kasse, auf der anderen den Veranstaltungssaal, der auch für eine erste Einführung von Besuchergruppen genutzt werden kann. Vom Shop aus gelangt man in die Cafeteria, die auch eigene Zugänge hat, um den Betrieb unabhängig von den Öffnungszeiten des Besucherzentrums zu ermöglichen. Schließfächer und zentrale Toilettenanlagen sind im Hintergrund des Shops so angeordnet, dass sie vom Foyer und von der Cafeteria gleichermaßen zu erreichen sind. Die Nebenräume des Cafés (Anlieferung, Vorbereitung, Personal- WC, Lager) sind vom Parkplatz aus direkt erreichbar.
Vor Kopf im Süden liegt der Verwaltungsbereich mit drei Büros und Nebenfunktionen; die Bibliothek wird in den Flurzonen untergebracht.
Eine Erweiterung des Gebäudes ist Richtung Norden möglich; die potentielle Fläche dient zunächst als großzügige Terrasse für die Außengastronomie; sie ist von Stützen gesäumt und pergolenartig gefasst.
Konstruktion und Materialien
Das Gebäude knüpft in seiner Materialität an die bestehenden Schlossgebäude an. Es wird massiv gebaut: die Außenwände sind mehrschalig (tragendes Sichtmauerwerk, mineralische Wärmedämmung, Vormauerziegel), die Innenwände werden in allen für die Besucher sichtbaren Räumen als Sichtmauerwerk ausgeführt. Die Dächer sind als freitragende, zimmermannsmäßige Holzkonstruktionen geplant und mit roten Tondachpfannen gedeckt. Die roten Pfannen entsprechen denen der rückwärtigen Gebäudeteile der Pavillons.
Das innere Erscheinungsbild wird geprägt von den natürlichen Oberflächen und Materialien: Holzfenster und –türen sowie die Innenausstattung/ Möbel aus heller Eiche, heller Natursteinfußboden, sichtbare Holzoberflächen der Dächer. Trotz des Anknüpfens an die ortsprägende Materialität wird sich das Gebäude eindeutig als neuer Baustein aus dem 21.Jahrhundert präsentieren.