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Gemeindezentrum Christuskirche Düsseldorf - 1. Preis

Die städtebauliche Situation des Bestandes ist im öffentlichen Raum stark geprägt von der verkehrsreichen, lauten Kruppstraße, in der die Kirche nicht ihrer Bedeutung angemessen in Erscheinung tritt, sondern in erster Linie lediglich als Unterbrechung der Blockrandbebauung. Gleichzeitig wird das Kirchengrundstück durch überdimensionierte Zäune abgeschirmt, deren abschottende Wirkung im Widerspruch zum gewünschten Ausdruck des „Sich- Öffnens“ steht. Durch diese Zäune wird die „Hinterhofsituation“ für die Gebäude im hinteren Grundstücksbereich noch unterstrichen.

Ziel unserer Planungen ist es, diese, der Christuskirche und der Gemeindearbeit unangemessene Situation zu beseitigen: mit der geplanten Konzentration aller Nutzungen auf das Gelände um die Christuskirche eine eindeutige und räumlich erlebbare Neuordnung zu erreichen, welche sich stärker der Stadt zuwendet und die „Hinterhofsituation“ beseitigt.

Wir schlagen vor, die Kirche freizustellen auf eine eindeutig definierte platzartige Fläche, welche die Wegeverbindung für alle Gebäude auf dem Grundstück bildet: die Kirche ist die räumliche und inhaltliche Mitte der Gemeinde, um die sich die verschiedenen Einrichtungen und Gemeindenutzungen erkennbar gruppieren.

In diesem Sinne haben wir zwei Ergänzungsbauten geplant:

  • an der Kruppstraße ein zweigeschossiges Gebäude, das Kirchencafé und einen kleinen Saal beherbergt, und direkt mit den Gemeindebüros im dahinter liegenden Bestandsgebäude (Nr.9) verbunden ist, so dass der Kern der Gemeindearbeit konzentriert an diesem Ort gebündelt ist („Haus der Gemeinde“).

  • Im westlichen, hinteren Grundstücksteil wird die Familienbildungsstätte errichtet, in Längsrichtung orientiert, die Raumkante des Vorderhauses (Kruppstr. 21) aufnehmend. Dieses Gebäude kann aufgrund seiner Lage als eigener Bauabschnitt realisiert werden.

 

Die einzelnen Gebäude 

Die KircheDas heutige Erscheinungsbild des Kircheninnenraumes ist von der Ästhetik des Wiederaufbaus und der späteren „Renovierungen“ geprägt, die nahezu alle raumbildenden Elemente und gestaltprägenden Eigenschaften des neugotischen Raumes „ausradiert“ hat, in ihrer räumlichen Qualität nicht überzeugt und wenig stimmungsvoll ist. Unser Entwurf sieht vor, die Kirche im Erdgeschoss zu belassen und das Mittelschiff als zukünftigen Hauptraum von den beiden Seitenemporen durch zwei raumhohe Wände zu trennen. Durch die neu eingestellten Wände einerseits und das Herausnehmen der bestehenden, in Segment-Tonnenform abgehängten Decke über dem Mittelschiff andererseits, entsteht für den Kirchenraum die archetypische Innenraumform des Hauses: hier des Hauses Gottes.Insgesamt wird der neue Kirchenraum also komplett von neuen Raumgrenzen gebildet. Die verschiedenen Möglichkeiten der Bestuhlung für unterschiedliche Gottesdienstformen haben wir in Varianten dargestellt. Die geplante künstliche Beleuchtung soll im wesentlichen die natürliche Lichtwirkung unterstützen. Zum punktuellen Hervorheben einzelner Raumzonen werden in der Decke (First) einzelne LED- Leuchten eingesetzt.Zu den neuen Nutzungen: Die beiden hohen Räume auf Emporenebene (OG) werden als Chorprobenraum bzw. Multifunktionsraum (Gymnastik; Gruppenraum) genutzt. Sie sind sowohl über die bestehenden Treppen, als auch über einen neuen Aufzug im östlichen Treppenturm behindertengerecht erschlossen. Im Erdgeschoss entstehen Räume für Seminarnutzung (getrennte Zugänge) bzw. der gewünschte Kino-und Spielraum. Zusammengeschaltet mit dem Kirchenraum kann die Gemeinde diesen Gesamtraum als großen Gemsindesaal nutzen; zu diesem Zwecke werden die Prinzipalien im Raum der Stille würdig untergebracht.   

Die Lichtführung spielt bei der Wirkung des neuen Kirchenraumes eine wesentliche Rolle: Die neu eingestellten Wände sind vom Bestand durch schmale Glasstreifen getrennt, durch die Streiflicht auf die angrenzenden Wände fällt. Die Traufzone des Daches soll durch schmale Glasbänder geöffnet werden, so dass bei Tage –ohne Einsatz von Kunstlicht- das Dach über den Wänden schwebt und auf geheimnisvolle Weise Licht in den Raum lenkt.

Der heutige Altarraum in der Apsis soll durch eine gebogene lichtdurchlässige Wand aus metallischem Gewebe vom Hauptraum getrennt werden; es entsteht hier ein kapellenartiger „Raum der Stille“, der als zusätzliches räumliches Angebot in einer Großstadtkirche von Bedeutung sein kann, und auch zur Feier von Gottesdiensten in ganz kleinem Kreis, wie z.B. Taufen geeignet ist.

Im Erdgeschoss werden die begrenzenden Wände als hölzerne Tore ausgebildet, die bei Bedarf in den Hohlraum der darüber liegenden Wände hochgezogen werden können und damit die erdgeschossigen Seitenschiffräume mit dem Hauptschiff verbinden (z.B. Festtagsgottesdienst). Im Alltag und bei „normalen“ Gottesdiensten sind diese Tore geschlossen und entfalten eine räumliche Wirkung, die der eines Chorgestühls ähnlich ist und ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt.

Die verschiedenen Möglichkeiten, zusätzlich zur Kirchennutzung Gemeinderäume im bestehenden Kirchengebäude unterzubringen, haben wir sorgfältig untersucht. Den eigentlichen Kirchenraum ins Obergeschoss zu legen, halten wir für nicht vertretbar; die Kirche muss auch weiterhin auf dem Boden stehen, nicht zuletzt, weil die bestehenden Erschließungen (Treppen) nicht ausreichend und für die Kirchennutzung nicht angemessen sind. Darüber hinaus erschien uns die Raumqualität der erdgeschossigen Räume, insbesondere eines großen Saales, nicht überzeugend.

Es gilt, diesen Mangel zu beseitigen und einen Raum zu schaffen, der den neuen Anforderungen an einen flexibleren und für die kleiner gewordene Gottesdienstgemeinde- würdigen Sakralraum gerecht wird.

Das Haus der GemeindeDie Fassade zur Kruppstraße soll durch die Verglasung der bestehenden Balkone (die wegen des Verkehrslärms nur schlecht nutzbar sind) funktional und gestalterisch aufgewertet werden. 

Im Bestandsgebäude Kruppstraße 9 werden mit begrenzten Eingriffen in den Bestand auf zwei Ebenen (EG, 1.OG) die zentralen Gemeindefunktionen (Büros etc.) untergebracht. Vorgelagert ist ein zweigeschossiges neues Gebäude: Das Kirchencafé im EG wendet sich sowohl zur Straße als auch zum Kirchenplatz, bietet unter einer Art „Kollonade“ auch die Möglichkeit, sich nach außen zu öffnen. Der darüber liegende, teilbare Saal (Raumprogramm Nr.2) ist ein sehr häufig genutzter Gemeinderaum, dessen Nutzung in den Abendstunden signalhaft zur Stadt hin das Gemeindeleben zeigt. Der Saal öffnet sich nach Westen und orientiert sich damit zur Kirche.


Materialien, Konstruktion 

 

 

Die neu eingestellten Wände der Kirche sind als Stahlkonstruktion konzipiert, die zugleich auch die Deckenlasten der neuen Decken über den Seitenschiffen abträgt. Die Stahlkonstruktion wird im Trockenbau verkleidet, ihre Oberfläche mit einem durchgefärbten mineralischen Putz gespachtelt, dessen Qualität durch die Beimischung von Marmormehl veredelt wird.

Die Stahlkonstruktion erlaubt die einfache Ausbildung eines Hohlraumes, in den die erdgeschossigen Holztore hochgefahren werden können.

Die Außenwände der Kirche können mit Kalziumsilikat- Dämmplatten gedämmt werden, deren Oberflächen mit mineralischem Putz versehen sind.

Der Fußboden des Kirchenraumes soll aus einem hellen Naturstein bestehen, z.B. Trachit; die Fußböden der Emporengeschosse aus Holz, z.B. Stabparkett, Eiche, geölt. 

Beide Neubauten sind als Massivbauten mit mehrschaligem Wandaufbau konzipiert und mit hellockerfarbenen Klinkern (z.B. Petersen D71), sowie hellen Betongliederungen (Gesimse; Laibungen) gestaltet. Sie sind damit bewusst in den Kontext der Kirche gestellt und bilden mit ihr das Gesamtensemble „Christuskirche“.

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