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Evenburg in Leer

Ensemble Evenburg Gutachterliches Verfahren
Erweiterung der Vorburg

Ausgangssituation und historischer Kontext
Im bewundernswert intakten Ensemble der Evenburg mit dem neugotischen Schloss im Zentrum des Englischen Landschaftsgartens spielt die Vorburg aus der Barockzeit eine nicht unbedeutende Rolle, da sie den Abschluss des Parks nach Norden und den gefassten Eingang für den von Loga aus kommenden Besucher bildet. Die Vorburg muss daher mit äußerster Behutsamkeit für die gewünschten Nutzungen weiterentwickelt werden, um der „städtebaulichen“ Wirkung des ursprünglichen Ensembles entlang der Mauer zu entsprechen, aber auch, um das Park- und Schlossensemle nicht zu beeinträchtigen.

Der Entwurf der neuen Gebäude
Wir schlagen vor, den östlichen Flügel weitgehend in seiner ursprünglichen Kubatur wiederaufzubauen. Das heißt hier konkret: Die Länge des Flügels orientiert sich an der Länge des historischen Flügelbaukörpers ohne dessen abknickenden, den Hof nach Süden abschließenden Gebäudeteil der ehem. Reithalle. Die historische Kontur des großen Innenhofes wird auf diese Weise – korrespondierend mit dem „verkürzten“ westlichen Flügel- wieder hergestellt. Aus dieser Überlegung heraus halten wir es auch für angemessen, den Abschluss des Daches als Walm (entsprechend dem Dachabschluss des Westflügels) auszuführen.
Zur Straße hin wird, auch analog zum historischen Vorbild eine Kette von Häusern und einem Hof entlang der neu aufgebauten Mauer gebildet. Hier sind, wie schon damals, alle dienenden Funktionen untergebracht: der Nordflügel mit Küche und Nebenräumen; ein Anlieferhof und ein kleines Gebäude mit den Büros der Verwaltung. Alle Häuser haben ein geneigtes Dach, jeweils mit Walmen als Abschluss.
Der Bankettraum ist als eigener Baukörper mit Satteldach entworfen und entspricht dem Typus der Reithalle, wenn auch an dieser Stelle nicht in der historischen Lage und Größe. Dieses „Banketthaus“ ist über verglaste „Fugen“ mit den umgebenden Gebäuden verbunden. Die Breite der „Fuge“ zwischen dem östlichen Flügel und dem Banketthaus entspricht genau der des historischen Dunghofes. Der Hof wird auf diese Weise in der Form eines mit einem Glasdach gedeckten Raumes neu interpretiert.
Die äußere Kontur der historischen Baukörper, die nun nicht wieder errichtet werden, wird durch niedrige Hecken abgebildet; sie dienen hier zur Begrenzung und Einfassung der Terrassen. Am Westflügel sollen mit demselben Motiv der niedrigen geschnittenen Hecken die ursprünglichen Umrisse der Gebäude nachgezeichnet werden.

Die Funktionen
Durch geringfügigen Umbau innerhalb des Bestandes wird im nördlichen Flügel das Foyer mit Kasse und Shop untergebracht. Der Besucher betritt das Foyer durch die vorhandene Tür in der nördlichen Außenwand und wird durch den Shop an die Kasse geführt, wo er in der ebenfalls vorhandenen Tür der südlichen Fassade nach draußen in den Park gelangt. Auf dem Rückweg ist die Wegeführung analog; insbesondere hier ist das Leiten der Besucher durch den Shop ein wichtiger Beitrag für das wirtschaftliche Gelingen des Unternehmens.
Aus diesem Eingangs- und Shopbereich gibt es eine direkte Verbindung in das Restaurant/ Café. Dieses nimmt den ganzen östlichen Flügel ein: der bis zum Dach offene Raum bietet durch die komplett verglaste Stirnwand den schönen Blick auf das Schloss. Bei Bedarf kann die als Faltwand aus Glas ausgebildete Fassade über ihre komplette Breite zur Terrasse in Richtung Schloss geöffnet werden.
Das anschließende Bankettfoyer dient als Verbindung zum Bankettsaal, der hierdurch eine eigene, vom Restaurant unabhängige Erschließung erhält. Dieses Foyer ist zugleich Überlauf für das Restaurant und den Bankettsaal, so dass hier eine großzügige Verknüpfung z.B. bei großen Ballveranstaltungen möglich ist. Aus der glasgedeckten Buffetzone ist jeder der drei Banketträume separat erreichbar.
Die Küche mit ihren Nebenräumen (Lagern, Kühlräumen, Umkleiden etc.) ist im nördlichen Flügel so angeordnet, dass die Wege zum Restaurant und zum Bankettbereich möglichst kurz und ohne die Kreuzung mit den Gästen möglich sind. Die ehemalige Tordurchfahrt der Nordfassade in den Dunghof haben wir als direkte Anliefermöglichkeit für Getränke wieder entstehen lassen.
Die WCs sind als zentrale Anlage im Untergeschoss untergebracht; sie werden über Treppen im Ostflügel und im Bankettfoyer erreicht und durch ein behindertengerechtes WC im Garderobenbereich des Restaurants ergänzt.

Material und Fassaden
Die zur Verwendung vorgeschlagenen Materialien sind im Wesentlichen aus dem Bestand abgeleitet: Ziegel als Fassadenmaterial, der Sandstein der Tordurchfahrt für die freistehenden Pfeiler und Gesimsplatten, sowie für die Fenstergewände. Die neuen Hauptnutzungen (Restaurant und Bankett) erfordern wegen des Wunsches nach möglichst großer Transparenz und Sichtverbindung zum Schloss ein „neues“ Fassadenthema: wir haben diese Fassaden daher in eine Pfeilerstruktur aus Sandstein und großzügige Verglasungen (als Faltwand im Restaurant, mit großformatigen Schiebetüren im Bankettsaal) aufgelöst. Die hierdurch entstehende gedeckte Zwischenzone dient als Übergang zwischen den Innenräumen und den vorgelagerten Terrassen. Die geneigten Dächer sind mit Tondachziegeln (S-Pfanne) gedeckt. Die Foyerzone des Bankettbereichs ist in Erinnerung an die verglasten Dächer der „Gewächshäuser“ mit einem verglasten Dach ausgestattet.

Haustechnik
Heizung: Die Wärmeversorgung erfolgt für die Grundlast über eine Wärmepumpe unter Ausnutzung des geothermischen Potentials (Geothermie Tiefenbohrung). Zur Deckung der Spitzenlast und ergänzend zur Warmwasserversorgung wird ein Gasbrennwertkessel installiert. Im Sommer kann die Kühlung ebenfalls durch die Geothermie- Anlage erfolgen.
Lüftung: In den Foyer- Bereichen wird eine gesteuerte bedarfsgerechte natürliche Lüftung über die Fenster erreicht. Im Restaurant und im Bankettsaal sollte aus Komfortgründen eine mechanische Be- und Entlüftung vorgesehen werden, in der Küche ist sie zwingend notwendig. Die Lüftungsanlagen sind mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet.
Der Sonnenschutz wird prinzipiell über eine Sonnenschutzverglasung erreicht, im Bereich der großflächigen Verglasungen bilden die tiefen Fassadenpfeiler einen wichtigen Beitrag durch die natürliche Verschattung.

Außenanlagen
Die Maßnahmen für die Gestaltung der Außenanlagen beschränken sich auf ein Minimum: die Wege südlich des Gebäudeensembles werden im Duktus der freischwingenden Wege des Landschaftsgartens neu verlegt. Der Anlieferhof und die mit Hecken eingefasste Terrasse vor Kopf des Restaurantflügels werden mit Klinker gepflastert, ebenso wie die Terrasse vor dem Bankettbereich. Hier bildet eine Bank aus Sandstein den definierten Abschluss zum Park. Die Terrassenfläche vor dem Foyer ist, wie das Foyer selbst, mit Sandsteinplatten belegt.

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