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Areal der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Malente

Die Anlage der durch eine Feldsteinmauer gefassten, erhabenen Kircheninsel mit ihrer exponierten, im Mittelpunkt stehenden Maria-Magdalenen-Kirche, stellt die örtliche Situation und Besonderheit dar, die es im Zusammenhang mit den angrenzenden, momentan vereinzelt angeordneten Gemeindefunktionen auf dem weiteren kirchlichen Areal zu betrachten galt. Ziel war es hierbei, die verschiedenen Funktionen sowie deren räumliche Beziehungen zueinander neu zu ordnen und klarer zu strukturieren.
Die Verbesserung und Artikulation der Verknüpfung von Kirche bzw. Kircheninsel zu Gemeindehaus und Pfarrbüro, die zukünftig einen direkten räumlichen Zusammenhang bilden sollen, war für uns hier genauso ein Anliegen, wie die insgesamt optimierte Durchwegung des Geländes und Herausbildung einer ansprechenden, sich öffnenden Zugangssituation, insbesondere von der Janusallee.
Die Konturen der Kircheninsel sollten geschärft werden, Wunden, wie durch die rückwärtig des Gemeindehauses in die Kircheninsel eingeschnittene Terrasse entstanden, geschlossen werden.

Bestand Gemeindehaus/ Anbindung Janusallee
Das in den 60er Jahren errichtete, in seiner Architektur typische und als qualitätvoll einzustufende Gemeindehaus, gliedert sich rückwärtig an die Kircheninsel, eine ‚Lücke‘ zu den momentan ungenutzten, östlich angrenzenden Wohngebäuden gibt den Weg zur Kirche frei. Dennoch stellt es den so wichtigen unmittelbaren Kontakt zur Kirche nur mangelhaft her. Es existiert kaum eine Blickbeziehung zwischen Gebäudeinnenräumen und Kirche, der rückwärtigen Terrasse mangelt es an Aufenthaltsqualität und die Durchwegung über die vorhandene Außentreppe zur Kirche erscheint vielmehr als ein Nebenweg.
Da das Gemeindehaus über die Janusallee unmittelbar an der Giebelseite erschlossen wird, ist die fußläufige Querung von der Janusallee zur Kirche nur sekundärer Natur, die Grundstücksfläche östlich des Gemeindehauses, die sich als Auftakt zur Grundstückserschließung oder bespielbare Platzfläche anbietet, wird momentan hauptsächlich als Parkplatz genutzt.

Neubau /Umbau Bestand
Die Umnutzung der beiden leerstehenden Wohnungen, die im Zusammenhang mit der Neubebauung der 60er Jahre entstanden sind, haben wir untersucht, sind jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass die Unterbringung der geforderten Räumlichkeiten hier nicht möglich ist. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, an ihrer Stelle zwei neue, kompakte Baukörper zu errichten – das Pfarramt und einen Eingangsbaustein, der dieses und das bestehende Gemeindehaus miteinander verknüpft. Die Zusammenführung von Gemeinderäumen und Pfarrbüro erscheint uns als wesentlicher Aspekt, die interne Funktionalität zu optimieren, ein lebhaftes und offenes Gemeindeleben zu ermöglichen sowie die Präsenz der gemeindlichen Aktivität nach außen zu stärken.
Der Eingangsbaukörper, gläsern und leicht ausgebildet, stellt mit seiner Positionierung die Weichen für eine grundsätzliche Veränderung bzw. Optimierung in der Erschließungs- und Nutzungssituation. Der Zugang wird von der Janusallee in die Tiefe des Grundstückes verlegt. Über eine neu gestaltete, einladende Platzfläche gelangt man zum neuen Eingangsbereich. Über ihn erfolgt auch die Durchwegung zur Kirche, betont mittels des Innen- und Außenraum überbrückenden Bodenbelags. Dieser mündet nördlich in eine großzügige Außentreppe, die zur Kirche heraufführt. Im Inneren wird der Niveauunterschied zum Gemeindehaus mittels einer neuen Treppenanlage + Aufzug überwunden.
Alle Gebäudeteile sind barrierefrei erschlossen.
(zur Barriererfreiheit des Kirchenareals siehe Punkt Aussenanlagen)

Gemeindehaus
Die grundsätzliche Raumdisposition des Gemeindehauses mit seinem großen, in drei Einzelräume teilbaren Veranstaltungssaal bleibt weiterhin erhalten. Veränderungen ergeben sich im südlichen und nordöstlichen Kopfbereich.
Durch die neue Erschließungssituation wird der bisherige, unmittelbare Eingang von der Janusallee ersetzt, die Außentreppe und der Außenaufzug entfallen.
Im südwestlichen Bereich wird die Küche zusammen mit einem Lagerraum unmittelbar an den Veranstaltungssaal angegliedert, eine direkte Nebenerschließung wird über das vorhandene Treppenhaus hergestellt, das einen neuen seitlichen Zugang erhält.
Im Bereich der alten Eingangs-und Foyerzone entsteht ein neuer multifunktionaler Raum, der sowohl als Ergänzung bei großen Veranstaltungen, als separater Veranstaltungs-oder Gruppenraum sowie, durch die Nähe zur Küche, als Aufenthalts-und Speiseraum für Gruppen oder die Mitarbeiter des Pfarrbüros genutzt werden kann. Er erhält durch zwei neue, in die alte Eingangsöffnung und den Bereich der Glasbausteinfassade eingesetzte, plastisch nach außen tretende Verglasungen eine besonders offene Raumqualität, die den Kontakt zum Platz und zur Straße herstellt.
Der Bereich der sich nordöstlich an die neue Eingangszone angliedert wird entkernt, der Balkon dem Innenraum zugeschlagen.
Die neue Funktion als Foyer nebst Garderobe soll zukünftig als großzügiger Auftakt für den Veranstaltungssaal dienen. Die rückwärtige Anbindung zur ehemaligen Terrasse wird geschlossen. (Hierdurch entsteht eine vergrößerte Lagerfläche für den Veranstaltungssaal) Eine neue, großflächig verglaste Gaube stellt den direkten Blickbezug zur Kirche her.
Im Untergeschoss beschränken sich die Eingriffe ebenfalls auf die südlichen und nordöstlichen Kopfbereiche. Die WC-Anlagen werden, etwas größer als bisher, seitlich des Treppenabgangs neu positioniert. Der ehemalige Heizungsraum entfällt und findet seinen neuen Platz in unmittelbarer Nähe des Raums für die Öltanks der Kirchenheizung. Die gewünschten Lagerräume finden in diesem Bereich ebenfalls ihren Platz.
Südlich wird die verwinkelte Bestandsituation umstrukturiert, der Werkraum auf die Tiefe der übrigen Gruppenräume erweitert. Das bestehende Treppenhaus bildet den zweiten Rettungsweg.

Pfarrbüro
Der Neubau des Pfarrbüro orientiert sich in seiner Sprache und Materialität an der des Gemeindehauses. Das rote Klinkermauerwerk, die Sichtbetonelemente und das Satteldach greifen die Sprache des Gemeindehauses in abgewandelter Form wieder auf.
Die Entwurfsidee des Bestandes wird an dieser Stelle weitergedacht und in Abgrenzung zum sich anschließenden Kindergarten zum Abschluss gebracht.
Im Gegensatz zum Gemeindehaus befindet sich das Erdgeschoss auf Niveau des Außenterrains. Im Inneren entstehen, wie gewünscht, südlich Büroräume für die Leitung und die Mitarbeiter des Pfarrbüros, nördlich, mit Blick in Richtung der Kirche, ein Besprechungsraum, der gleichzeitig als neuer zusätzlicher Gruppenraum (‚gemütlicher Raum‘) genutzt werden kann, sowie ein Aufenthaltsraum nebst Teeküche. Die Nebenräume wie Lager, WC, Kopierraum werden östlich angeordnet.

Optional, als Erweiterungsmöglichkeit für zukünftige Nutzungen, kann das Obergeschoss des Pfarrbüros ausgebaut werden. Die Erschließung erfolgt über die Weiterführung der Treppe vom Foyer auf eine im zentralen Eingangsbaukörper angeordnete Galerie, die ebenfalls an den Aufzug angebunden ist.
Der gewonnene Raum kann sowohl in kleinere Einheiten geteilt, wie auch als großer Veranstaltungsraum genutzt werden (im Falle von dauerhafter Teilung des Saales im Gemeindehaus)
Großzügige Atelierverglasungen auf der Nordseite stellen auch hier einen direkten Blickbezug zur Kirche her.

Bestandsbebäude / Bungalow / Erweiterung
Für das bestehende Wohngebäude des Küsters und den Bestand des neuerworbenen Grundstückes östlich sehen wir keine Nutzungsmöglichkeit im Rahmen der Gemeindefunktionen. Die Gebäude können unseres Erachtens auch weiterhin nur als Wohngebäude genutzt/vermietet werden. Im Sinne einer zukünftigen Entwicklung können wir uns, wie seitens der Gemeinde bereits vorgeschlagen, den Neubau eines Hospizes gut vorstellen. Wie im Lageplan dargestellt, soll dieser zur Janusalle einerseits die giebelständige Bauweise der Bebauung aufgreifen, sowie andererseits als Pendant des Gemeindehauses die östliche Begrenzung der Platzfläche bilden. (hierzu siehe Aussenanlagen)

Energetische Maßnahmen Bestand
Aus unserer Sicht sind die architektonische Qualität und das Erscheinungsbild des bestehenden Gemeindehauses als typische Zeugnisse ihrer Zeit unbedingt erhaltenswert. Aus diesem Grund kommt eine Außendämmung (Wärmedämmverbundsystem) nicht in Frage.
Die neuesten Forschungen haben gezeigt, dass die größten Energieverluste bei Nachkriegsgebäuden durch
• - schlecht oder nicht gedämmte Dachflächen
• - undichte, ungedämmte Fenster ohne bzw. mit schlechter Isolierverglasung
• - veraltete Heizungsanlagen (Wärmeerzeugung; Heizkörper) entstehen.
Die Fassaden haben bei den Energieverlusten einen vergleichsweise geringen Anteil (20-25%)

Dementsprechend haben wir folgende Maßnahmen zur Ertüchtigung des Bestandes geplant:
•- Kelleraußenwände unterhalb des Geländes Perimeterdämmung (Außendämmung)
•- Kellersohle: neuer Fußbodenaufbau (Trittschall/ Wärmedämmung)
•- Großflächige, zusammenhängende Wandbereiche/ Heizkörpernischen etc. Innendämmung (-10,0 cm Kalciumsilikat)
•- Stützen und Übergangsbereiche: nach Erfordernis Mindestdämmung n. DIN (4,0cm Kalciumsilikat/ 2,0cm Vakuumdämmung)
•- Decke über Erdgeschoss bzw. Dach: 25,0 cm Dämmung Mineralfaser
•Insgesamt: neue Fenster (Dreifachverglasung), dichte Fensteranschlüsse (K-Wert 0,9)
•Diese Konzeption bedarf der eingehenden genaueren Betrachtung, die im Rahmen der weiteren Entwurfsplanung mit Hilfe eines Bauphysikers geleistet werden muss.


Maßnahmen Haustechnik/ Heizung:
•Langfristig: Installation einer ökonomischen und ökologischen Heizungsanlage: Aufbau eines Nahwärmeverbundes mit einem Blockheizkraftwerk (Kraft- Wärme- Kopplung) im Zentrum der Anlage. Dieses BHKW erzeugt Strom (Einspeisung) und als „Abfallprodukt“ die benötigte Wärme. Hiermit sollen langfristig alle kirchlichen Nutzungen versorgt werden (Kirche [Ersatz der Ölheizung], Gemeindehaus, Pastorat, Kindergarten und ggf. Hospiz). Dieses Konzept ist in vergleichbaren Konstellationen – auch bei kirchlichen Einrichtungen bereits mehrfach erfolgreich eingesetzt worden.
•Eine Geothermieanlage erscheint uns aufgrund der hohen Investitionskosten nicht wirtschaftlich. Sie kann ohne zusätzliche Investitionen in alternative Stromerzeugung (z.B. Photovoltaik), die zum Betreiben der Wärmepumpen notwendig ist, aus ökonomischen und ökologischen Gründen nicht empfohlen werden.
•Erneuerung von Regelungstechnik, Pumpen, Steuerungen
•Auch hier können genauere Aussagen erst in den weiteren Planungsphasen gemacht werden, in denen Berechnungen zur Energiebilanz und Wirtschaftlichkeit verschiedener Lösungen untersucht und gegenübergestellt werden.

Außenanlagen
Die Gestaltung der Freiflächen nimmt Bezug auf die gewachsene Struktur des Kirchbergs und der auf ihm thronenden Kirche. Die topographische Zäsur der Kirchenmauer wird durch eine neue Wegeführung und durch das Freistellen an wichtigen Stellen wieder sichtbar gemacht. Aufgrund der städtebaulichen Struktur ergeben sich drei markante Anknüpfungspunkte zum Kirchberg der Maria-Magdalenen-Kirche. An diesen Punkten gilt es die Sichtbeziehung von der Stadt auf die Kirche im Südwesten, zum ruhenden Verkehr im Nordwesten und zum Gemeindeleben im Südosten zu organisieren. Nach Südwesten steht die Öffnung zur Stadt im Vordergrund, die Kirche muss dort wieder deutlich in das öffentliche Leben rücken. Im Nordwesten sollte die Anbindung an den ruhenden Verkehr geordneter stattfinden und die Stellplätze müssen sensibler in die Gesamtsituation eingebunden werden. Im Südosten wird durch den Umbau der Bestandsgebäude und die behutsamen baulichen Ergänzungen eine neue Platzsituation geschaffen und die topographische Situation entsprechend der ursprünglichen Gegebenheiten bewusst gestaltet. Durchblicke und Blickbeziehungen zur Kirche entstehen und eine neue Platzsituation für das Gemeindeleben wird geschaffen. Der neue Platz wird von lichten Bäumen (z.B. Blumenesche) überstanden und durch Heckenbosquets gegliedert, Bänke laden zum Verweilen ein. Sämtliche Erschließungen werden barrierefrei realisiert, schnelle Wege ergeben sich über Treppenanlagen und die behindertengerechte Erschließung wird um den Kirchberg der topographischen Begebenheiten folgend nach oben geführt. Ergänzend ist optional ein Aufzug zur barrierefreien Erschließung neben der Treppenanlage vorgesehen.

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