
Hafenweg 32-Speicher II, Münster
Städtebau und Typologie
Die Speicher I und II haben den Charakter als Hafenspeicher trotz ihrer Umnutzung bewahrt und lassen noch heute die Atmosphäre der originären industriell geprägten Bebauung am Hafen spüren. Ihre unverkennbare Typologie eines Speichers als Haus mit massiver Hülle, gegliederten Fassaden aus Ziegelstein mit regelmäßigen Öffnungen machen sie zum Vorbild für den neuen Speicher. Wir stellen zu den beiden Speichern einen weiteren Speicher, der erdgeschossig über einen Zwischenbau mit dem Speicher II verbunden wird. In Breite und Höhe orientiert er sich dabei am Speicher II, in der Gebäudetiefe am größeren Speicher I. Er bekommt massive Fassaden aus Ziegeln mit regelmäßigen Öffnungen und Gliederungs-elementen, wie Lisenen und Gesimsen.
Diese Gebäudestellung erzeugt eine eindeutige Figur. Am Hafenweg ergibt sich eine klare Platzsituation, die für die einzelnen Gebäude des so neu entstandenen Speicher-Ensembles einen angemessenen gemeinsamen Rahmen und jeweils ein gutes Entree bildet. Die Tiefgarageneinfahrt befindet sich als gerade Rampe auf der Ostseite des neuen Speichers und beeinträchtigt den Platz nicht. Wir meinen, dass man wegen der städtebaulichen Eindeutigkeit und der typologischen Klarheit („Speicher“) auf die Bildung von Bauabschnitten verzichten sollte.
Architektur
Im neuen Speicher sind erdgeschossig die Eingangshalle sowie das Restaurant mit Anlieferung, Küche und Nebenfunktionen untergebracht. Alle Bereiche sind barrierefrei erschlossen, so auch die im Zwischenbau direkt anschließende Halle, die als multifunktionaler Raum zur Präsentation der Produkte und für größere Veranstaltungen dient. Diese Ausstellungshalle ist mit beiden angrenzenden Speichergebäuden verbunden und öffnet sich über großzügige Fenster und Türen zum Wasser und zum Vorplatz am Hafenweg. Sie erhält zusätzliches natürliches Licht und eine angemessene Raumhöhe über eine Dach“laterne“, die aus sich kreuzenden Fachwerkträgern gebildet wird –in Analogie zu stählernen Konstruktionen von Kränen und Hallen im Hafen. Diese Halle könnte, wenn gewünscht, in einem separaten Bauabschnitt realisiert werden.
Die Obergeschosse des Speichers sind als Skelettkonstruktion mit nur wenigen Stützen frei und flexibel für die Büronutzungen einteilbar. Der Konstruktion liegt ein Raster von 1,375 m zugrunde, so dass Einzelbüros (2 Achsen), Zweierbüros (4 Achsen) und Großraum- Kombibüros, sowie Besprechungsräume und Aufenthaltszonen möglich sind. Man kann vier Wohnungen pro Geschoss unterbringen, deren großzügiger Wohnbereich den Charakter eines Lofts hat.
Das Staffelgeschoss ist mit seinen vorgelagerten Dachterrassen für verschiedene besondere Nutzungen denkbar, beispielhaft dargestellt haben wir die Nutzung als Konferenz- und Aufenthaltsbereich. In den beiden Untergeschossen sind die Tiefgarage mit 78 Stellplätzen, sowie alle Lager- und Technikräume untergebracht.
Die Besonderheit im Inneren ist der in allen Decken eingeschnittene runde Deckenausschnitt mit ca. 5,0m Durchmesser: in Anlehnung an die Silostruktur der Speicher haben wir diesen über alle oberirdischen Geschosse gehenden Luftraum gedacht, der über das Dach belichtet wird. Er verbindet die Geschosse visuell miteinander und erzeugt als zylindrischer „Hohlraum“ eine helle, heitere Atmosphäre im Kern des Hauses. Darüber hinaus können die Büroetagen hier über einläufige Treppen, die in diesem Luftraum auch nachträglich auf einfache Weise eingefügt werden können, miteinander verbunden werden. Die freie, sich überschneidende Anordnung solcher Treppen soll zusammen mit den runden Brüstungen der Deckenausschnitte eine starke skulpturale Wirkung entfalten.
Der neue Speicher ist mit seiner Hauptfassade mit ihren großen, tiefen Öffnungen zum Wasser orientiert. Diese Öffnungen thematisieren die „Ladeluken“ historischer Speicher auf neue Weise. In den Flächen der tiefen Leibung kann man sich außen, wie in einer Loggia, dem Wasser zugewandt, aufhalten. Auch in den beiden Seitenfassaden gibt es pro Geschoss je zwei große „Ladeluken“- Öffnungen; hier kann bei der Umwandlung zu Wohnungen jeweils ein auskragender Balkon nachgerüstet werden. Die übrigen Fenster der Seitenfassaden der Obergeschosse sind als plastisch hervortretende „Kuben“ einer Kastenfenster- Konstruktion geplant, deren polierte Stahlleibung das Sonnenlicht und die Reflexe des Wassers ins Innere reflektieren sollen. Alle Räume der Etagen sind so entweder direkt zum Wasser hin orientiert oder aber durch die „Fensterkuben“ mit Bezug zum Wasser ausgestattet. Das Mauerwerk soll in den Seitenfassaden und auf der Nordseite durch abwechselnd hervortretende Köpfe eine gewebeartige Struktur erhalten. An der Nordfassade als durchbrochenes geflochtenes Mauerwerk ausgeführt, dient es zur Belichtung des Treppenhauses, und wird auf diese Weise in der Dunkelheit als schimmernd durchleuchtete Wand in Erscheinung treten.
Konstruktion und Materialien
Die Fassaden sollen aus gebrauchten Ziegelsteinen (Abbruchsteinen) gemauert werden, die dadurch den Atem des Bestands, des Vertrauten innehaben. Sie bilden mit der dahinter liegenden tragenden Konstruktion aus hochdämmenden Porotonsteinen eine monolithische Wand. Der Sinn dieser Konstruktion ist, mit natürlichen, ressourcenschonenden Materialien und ohne Einsatz von (Lüftungs- und Kühl- ) Technik ein stabiles, gesundes, komfortables Klima zu schaffen. Sie ist daher ein Beitrag zu einer nachhaltigen, energie- und wartungsarmen Bauweise. Die Decken werden aus Stahlbetonelementen vorgefertigt. Wir haben eine Kombination von Fenstern und Türen aus Metall und Holz vorgesehen. Die Schächte zur Führung der Installation, die für die Umnutzung in Wohnungen benötigt werden, werden an wenigen Stellen in der Außenwand geführt.
Außenanlagen
Die Maßnahmen bei den Außenanlagen werden auf wenige Eingriffe beschränkt:
Der neue Platz wird anknüpfend an die bestehenden Bodenmaterialien (Großpflaster, Natursteinplatten) weiterentwickelt. Dabei werden die neuen Wegeführungen als Flächen in Naturstein ausgeführt. Auch die vorhandene Baumstruktur soll bis zur Tiefgarageneinfahrt weiter geführt werden, so dass ein einheitliches Bild vor allen drei Speichern entsteht.